Erfolgsgeschichte Kreislaufwirtschaft: Wilkommen im Green Tech Valley. Interview mit Bernhard Puttinger

Bernhard Puttinger wurde 1974 geboren und ist gelernter Ingenieur auf dem Gebiet der Energie-und Gebäudetechnik und zertifiziert ISO 14.000 / EMAS-Manager. Er hat mehr als 17 Jahre Erfahrung im Bereich der Öko-Innovationen.

Seit 2007 ist er Vorstandsvorsitzender der ECO WORLD STYRIA und initiiert Cleantech-Innovationsprojekte mit Unternehmen und Forschungseinrichtungen in den Bereichen Biomasse, Recycling und intelligente Städte.

Die Cluster-Unternehmen in diesem “Green Tech Valley” rund um Graz, Österreich, haben eine durchschnittlich jährliche Wachstumsrate von 16,4%, fast doppelt so viel wie die Weltmärkte und sind internationale Technologieführer. ECO ist weltweit hoch angesehn und schneidet im internationalen Vergleich überragend ab.

Unter anderem gewannen sie den EU Regiostars-Award 2012 and Hidden Champion Award 2013. ECO hat außerdem das höchste europäische “Cluster Management Excellence – Gold”-Label und Hr. Puttinger ist Vorsitzender der europäischen Expertengruppe zu diesem Thema.

Circular economy oder Kreislaufwirtschaft, was ist das eigentlich?

Die Kreislaufwirtschaft definiert sich über das Denken und unternehmerische Handeln in Kreisläufen, um so Stoffe im Kreis zu führen anstatt sie zu deponieren. Dazu gehören also ein nachhaltiges Produkt-Design, ökologische Materialien, die Wiederverwendung und das Recycling von Stoffen hin zu neuen Produkten.

Sie sind Geschäftsführer von ECO WORLD STYRIA. Eine Initiative die steirische Unternehmen im Bereichen Energie- und Umwelttechnik unterstützt. Was tuen Sie genau? Kann diese Konzept auch außerhalb der Steiermark angewendet werden?

ECO WORLD STYRIA ist ein Umwelttechnik-Cluster mit Finanzierung und Eigentümer von privater und öffentlicher Seite (Public-Private-Partnership).

Wir initiieren jährlich rund 20 Innovations-Projekte mit Unternehmen und Forschungseinrichtungen gemäß dem Leitsatz “Wachstum durch Innovation”, stellen internationale Kontakte für den Export her und unterstützen die Unternehmen mit branchenbezogenen Dienstleistungen.

Weltweit steigt die Anzahl solcher Cluster-Organisationen nach wie vor an, im Umwelttechnik-Bereich gibt es weltweit mehr als 100. Wir hatten Glück, wir wurden in den bisherigen globalen Cluster-Rankings jeweils auf Platz 1 gewählt.

Geht das: Umweltschutz UND Wirtschaftswachstum?

Ja, es liegen ganze Welten zwischen Ökonomie und Ökologie. Der Weltmarkt für Umwelttechnik inkl. Energieeffizienz und Erneuerbare Energien umfasst weltweit über 2.000 Milliarden Euro. Damit kommt sie auf Augenhöhe mit der Automobilindustrie.

Waren bisher Umweltgesetze und Klimaschutzprogramme zentrale Wachstumstreiber so verschiebt sich das nun hin zu nachhaltiger denkenden Konsumenten sowie geografisch auch stärker nach Asien und Amerika.

Kann cirular economy auch für andere Bereiche als Energie- und Umwelttechnik nützlich sein? Können Sie mir ein Beispiel nennen?

Ja, die Kreislaufwirtschaft bietet vielfältige Chancen.

So hat etwa das in Graz ansässige Verpackungszentrum Graz (VPZ) sich als Kleinunternehmen schon früh auf wiederverwertbare, biogene Verpackungen spezialisiert. Deren neuestes Produkt, Verpackungsnetze aus Cellulose, setzen sich seit einem Jahr in den europäischen Supermarktketten gegenüber den Kunststoff-Netzen durch.

Neben dem ökologischen Aspekt und den geringen Mehrkosten in der industriellen Fertigung war insbesondere die besonders weiche Haptik dieses Stoffes erfolgsentscheidend: die Kunden kaufen die darin verpackten Zwiebel oder Kartoffel deutlich lieber, weil sich dieses kompostierbare Material der Hand richtiggehend anschmiegt.

Das weltweit erste Green Tech Valley. Was ist Ihr Erfolgsgeheimnis?

Drei Standortfaktoren haben sich hier im Süden Österreichs gegenseitig verstärkt: die frühen Umwelt-Pioniere seit den 1970er Jahren, die europaweit zweithöchste Forschungsquote von 4,7% und die starke industrielle Ausprägung der Steiermark haben zu der hohen Konzentration von 20 Technologieführern innerhalb einer Fahrstunde rund um Graz geführt.

Und die Unternehmen in diesem Green Tech Valley wachsen auch doppelt so schnell wie die Weltmärkte.


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